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Im "Phaeno" wird jeder zum Forscher (2)
"Aber sie sollen keinesfalls Wissen eintrichtern, Fragen beantworten, die noch gar nicht gestellt wurden", findet Rösner, denn genau das soll die Experimentierlandschaft von der Schule unterscheiden. Niemand muß auf die gleiche Weise an ein Phänomen herantreten, einfach nur gucken ist genauso erlaubt wie konzentriertes Basteln. In Zukunft wollen Rösner und sein Team auch neue Experimente entwickeln, die sie dann in einer angegliederten Werkstatt zusammenbauen.
An einem billardgroßen Tisch spielen Familien "Karambolage": Schaumstoffscheiben fegen dabei auf Luftpolstern durch die kurvigen Straßen und verkeilen sich immer wieder. Eine lebhafte Diskussion kommt auf, sind eher die großen Scheiben schuld am Stau oder eher die kleinen? "In dieser Ausstellung kann man viel zusammen machen, hier könnte der Vater seiner Familie zeigen, wie sich Metalle verhalten, vielleicht wird die Tochter der Mutter erklären, was eine Schwingung ist, solche gemeinsamen Entdeckungen sind sehr gesellig, bringen die Leute zusammen", sagt Ansel. Eines seiner Lieblingsstücke ist eine Feder aus Metall, die zum Greifen nah in einem schwarzen Kasten schwebt. Greift man hinein, ist da nur Leere, das Täuschungsmanöver ist schwer auszumachen.
Manche Experimente, wie diese Feder, sind Kunstwerke, und manche Kunstwerke eignen sich für tiefsinnige Spekulationen, die wieder zur Wissenschaft führen. So bei der Skulptur "Stringtheory" von Paul Friedländer. Eine einfache Schnur dreht sich rasend schnell, wird zur feingedrechselten Säule, angestrahlt von zuckendem Licht. So entsteht aus einer Linie etwas Räumliches, aus einer Dimension werden drei. Stellen sich nicht die Teilchenphysiker vor, daß unsere Welt aus solchen schwingenden Saiten aufgebaut ist?
Artikel erschienen am Mi, 23. November 2005
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